NAK Wilhelmshaven
Zunächst wurde die Orgel in der Bautzener Orgelbauwerkstatt unserer Gebietskirche technisch und optisch überholt. Die marode gewordene elektrische Spiel- und Registertraktur wurde komplett erneuert. Alle Bauteile der Orgel und das Gehäuse wurden überarbeitet und nach Erfordernis umgebaut. Das Orgelgehäuse erhielt, dem Architektenentwurf entsprechend, einen deckend weißen Farbanstrich.
Die Pfeifenorgel ist mit Kegel-Windladen ausgestattet, welche über die elektrische Spiel- und Registertraktur angesteuert werden. Die Tasten der Orgel sind »Schalter«, mit denen man die (Ton-) Magnete anschaltet, ein Ventil wird geöffnet und Wind kann zu den Pfeifen strömen. Der »Wind« wird über Kanäle zu den Windladen und damit zum Pfeifenwerk transportiert. Ein elektrisches Orgelgebläse erzeugt den Wind, der in einer Balganlage auf den erforderlichen Winddruck verdichtet wird. Der Winddruck hier liegt bei 75 mm Wassersäule. Nach dem gleichen »Einschaltprinzip« funktioniert auch das An- und Abschalten der Register in der Orgel.
In der Orgel finden sich insgesamt 983 Orgelpfeifen unterschiedlicher Bauformen und Größen. Die größte Orgelpfeife ist ca. 2,7 Meter lang und die kleinste etwa 10 Millimeter. Von den 983 sin 50 Stück aus Fichtenholz gebaut, 73 Pfeifen stehen im Prospekt der Orgel, 3 davon sind nicht klingend, sie dienen der Optik.
Um der räumlich sehr großen Kirche in Wilhelmshaven und den vielfältigen musikalischen Aktivitäten der Gemeinde und darüber hinaus auch ein angemessen großes Instrument bieten zu können, welches die heute gestellten musikalischen und künstlerischen Anforderungen erfüllt, wurde die Pfeifenorgel mittels einer computergestützten Orgel erweitert.
Die große Konzertorgel der Philharmonie in Essen, im Jahr 2004 von der Schweizer Orgelbaufirma Kuhn erbaut, wurde zu diesem Zweck digital gesampelt. Dieses sehr aufwändige Verfahren ermöglicht es, zusammen mit qualitativ sehr hochwertiger Verstärker und Lautsprechertechnik sowie der zugehörigen leistungsstarken Computertechnik, einen sehr authentischen Orgelklang, der mittlerweile auch unter bekannten und namhaften Konzertorganisten über die Grenzen Deutschlands hinaus Anerkennung und Akzeptanz findet, wiederzugeben.
Für das Orgelprojekt hier war es die Herausforderung, die Klangwelt der gesampelten Pfeifenregister aus der Essener Kuhn-Orgel in das Klangbild der 1960 erbauten Sauer-Orgel so zu integrieren, dass ein harmonisch aufeinander abgestimmtes und für den Zuhörer glaubwürdiges Klangerlebnis herausgearbeitet werden konnte. Dazu stand über die verwendete Software auch ein sehr umfangreich ausgestattetes Werkzeug zur Intonation der gesampelten Register zur Verfügung. Dieses geht sehr weit über die Möglichkeit von lauter und leiser oder heller und dunkler hinaus, nahezu alle denkbaren Klangeigenschaften, die auch in der klassischen Intonation einer Pfeifenorgel eine Rolle spielen, können damit beeinflusst und angepasst werden.
Die von ihrem Klangkonzept her symphonische Orgel lässt trotz ihrer Prägung sehr gut auch Literatur aller denkbaren Zeitepochen und Stile zu.
Technische Daten
- Baujahr 1960, Firma Sauer (Frankfurt/Oder)
- Umbau und Umsetzung 2019/20 durch die Orgelwerkstatt der Neuapostolischen Kirche; Computerorgel: Firma Mixtuur
- 74 Register (15 Pfeifenregister · 59 Register im Sample), verteilt auf 3 Manuale und Pedal
- Elektrische Spiel- und Registertraktur
- Setzer (32 × 999), Tremulant 2. und 3. Manual, Normal- Sub- und Superkoppeln, Zimbelstern
- Basis für Orgel in der Wilhelmshavener Kirche ist die Pfeifenorgel der ehemaligen Kirche in Wittenberge (15 klingenden Register verteilt auf zwei Manuale und Pedal).