20. März 2021 | Bad Schwartau

Programm

Bergedorfer Orgelbüchlein ̶ Die Lübecker Schule

Die Organisten Carsten Borkowski, Timo Schmidt, Christian Schalk und Valentin Schröter spielen an der Mühleisen-Orgel neu komponierte Choralbearbeitungen für die Orgel zu Liedern und Chorälen des Neuapostolischen Gesangbuchs.

 

Valentin Schröter 

  • Unbekannt / H. Hantke
    Herbei, o ihr Gläub’gen GB 27
  • W. Weißnitzer (~1615–1697) / H. Hantke
    Das ist eine sel‘ge Stunde GB 170
  • K. Voigtländer (1827–1888) / M. Hantke
    Vor meines Herzens König GB 202
  • D. Wolder (?–1604) / M. Hantke
    Wo Gottes Geist regieret GB 76

 

Carsten Borkowski 

  • W. F. Sherwin (1826–1888) / C. Borkowski
    Herrliche, liebliche Stunde GB 300
  • W. Lack (geb. 1954) / C. Borkowski
    Wir bitten dich durch Jesus Christ GB 36
  • Unbekannt / C. Borkowski
    Gott, der du alles Leben schufst GB 285
  • P. P. Bliss (1838–1876) / C. Borkowski
    Blicke nur auf Jesum GB 375

 

Christian Schalk

  • K. Kuhlo (1818–1909) / H. Hantke
    Sieh, ich breite voll Verlangen GB 131
  • J. L. F. Hainlin (1750–1823) / M. Hantke
    Es ist noch eine Ruh’ vorhanden GB 104
  • L. Bohrmann (1883–1963) / M. Hantke
    Darf ich wiederkommen GB 121
  • D. Wolder (?–1604) / H. Hantke
    Wo Gottes Geist regieret GB 76

 

Timo Schmidt

  • J. M. Haydn (1737–1806) / T. Schmidt
    Es kennt der Herr die Seinen GB 335
  • Unbekannt / T. Schmidt
    Kleine Tropfen Wasser GB 235
  • Unbekannt / T. Schmidt
    Menschenfreund, nach deinem Bilde GB 240
  • Unbekannt / T. Schmidt
    Seh’n wir uns wohl einmal wieder GB 422
  • L. Bourgeois (1510–~1561) / T. Schmidt
    Jauchzt, alle Lande, Gott zu Ehren GB 270

 

Organisten

Carsten Borkowski

  • Studium Komposition, Musiktheorie, Chorleitung in Lübeck und Stockholm
  • Lehraufträge – aktuell tätig an der Musikhochschule Lübeck in Konzert- und Studienorganisation
  • freischaffender Komponist
  • 3 Jahrzehnte Erfahrung als Dozent diverser kirchenmusikalischer Fortbildungsformate im deutschsprachigen Raum

Timo Schmidt

Timo Schmidt, Jahrgang 1980, arbeitet als Gymnasiallehrer an einer Gemeinschaftsschule in Bargteheide sowie als Kirchenmusiker für Kinder- und Jugendmusik an einer Lübecker Vorstadtkirche. Er ist Mitglied der Strategiegruppe Musik und Fachberater Musik im Bezirk Lübeck. In seiner Gemeinde Bad Schwartau ist er stellvertretender Chorleiter und Organist.

Valentin Schröter

Vita folgt.

Christian Schalk

Vita folgt.

Die Orgel

Die Pfeifenorgel in Bad Schwartau

Die Orgel in der Neuapostolischen Kirche Bad Schwartau wurde gemeinsam mit dem Kirchenneubau geplant und gebaut. Ihr Äußeres wie auch ihre klanglichen Möglichkeiten wurden auf den neuen Versammlungsraum abgestimmt. Erbaut wurde das Instrument im Jahr 2008 von der Werkstätte für Orgelbau Mühleisen aus Leonberg bei Stuttgart. Die süddeutsche Firma hat in den vergangenen Jahren einige beachtenswerte Neubauten in Norddeutschland durchgeführt, darunter in Flensburg, Hamburg, auf Sylt und in Bad Oldesloe. Die Orgel in Bad Schwartau gehört darunter zwar zu den kleinen Instrumenten, ist aber durch ihre Disposition und Intonation sehr farbig und ausgewogen. Sie ist klanglich ihren großen Schwestern an Schönheit mindestens ebenbürtig.


Das Gehäuse besteht aus sehr sorgfältig ausgesuchtem Ahornholz. Teilweise ist es furniert ausgeführt, um die großen Flächen stabil zu erhalten. In der Wahl der Holzart für die Oberflächengestaltung (innen: Eiche massiv) fügt sich das Erscheinungsbild der Orgel ebenso zurückhaltend wie harmonisch in das Gesamtbild des Kirchenraums ein: Die Ahorn-Optik findet sich sowohl im Altartisch und den Kirchensaaltüren als auch in der Bestuhlung wieder.

Die bauliche Gestaltung der Orgel nimmt auch wesentliche Elemente der äußeren Kirchenarchitektur auf und spiegelt diese imitierend in den Sakralraum. Der Freipfeifenprospekt nimmt sowohl die Rundung als auch die Versetzung der beiden Fassadenhalbkreise gegeneinander auf. Deren Höhenunterschied findet sich in den beiden unterschiedlich hohen Eckpfeifen des Prospekts wieder, die den Abschluss der gegenläufigen Pfeifenreihen bilden. Diese Asymmetrie wird durch den Höhenversatz des Pfeifenpodests optisch gespiegelt.

Im Inneren nimmt der Verlauf des Prospekts einerseits die Verteilung der Fenster in der Kirchenwand auf, andererseits spiegelt er die Aufstellung der Pfeifen im Orgelgehäuse wider und erfüllt damit die allgemein anerkannte Forderung des heutigen Orgelbaus: Durch die Verteilung der Pfeifen auf C und Cis-Seite - d.h. die erste und größte Pfeife steht links, die zweitgrößte rechts und abwechselnd so weiter - ist eine bestmögliche Klangabstrah­lung und auch eine gute Stimmhaltung im Inneren gewährleistet. Hinter dem Hauptgehäuse stehen die Basspfeifen des Pedals. Am Spieltisch, der vorne mittig eingeschoben ist, befinden sich auf der linken Seite die Registerschieber, so dass sie bequem bedient werden können.

Auf zwei Manualen und Pedal verteilen sich 12 Register mit insgesamt 600 Pfeifen (für 54 Pfeifen ist noch Platz), davon 1 Vorabzug aus der Mixtur (Oktave 2'), 1 Fortfüh­rung im Pedal (Flötbass 8') und 1 Register noch vakant (Oboe 8' mit 54 freien Pfeifen­plätzen). Die Register sind über Wechselschleifen (ausgenommen Prinzipal und Mixtur) auf beiden Manualen spielbar und damit frei miteinander kombinierbar.

Disposition

Anordnung nach dem Spieltisch

Manuale (C-f''')

  • Oboe 8' | Manual I und II
  • Terz 1 3/5' | Manual I und II
  • Nasat 2 2/3' | Manual I und II
  • Rohrflöte 4' | Manual I und II
  • Bourdon 8' | Manual I und II
  • Viola 8' | Manual I und II
  • Oktave 4' | Manual I und II
  • Prinzipal 8' | nur Manual I 
  • Mixtur 2' 3fach, Halbzug Oktave 2'     nur Manual I

Pedal (C-f')

  • Flötbass 8' | Fortführung aus Subbass
  • Subbass 16'

Durch diese Anordnung sind die häufigen Registerkombinationen mit einem Handgriff zu erreichen. Für die Begleitung des Gemeindegesangs können sehr schnell die kräftigen Register der Prinzipalgruppe gezogen werden: Oktave 4', Prinzipal 8' und Mixtur (dieses halb auch als Oktave 2'). Die leiseren Varianten davon, z.B. Bourdon 8' mit Viola 8' als Prinzipalersatz und der Oktave 4' darunter oder der Rohrflöte darüber, können ebenso mit einem Griff registriert werden. Die gängige Cantus-firmus-Registrierung der Sesquialter (Bourdon 8', Rohrflöte 8', Nasat und Terz) ist genauso leicht zu schalten.

Die Normalkoppeln II/I, II/P und I/P, jeweils als Tritt zu schalten, erhöhen die Vielseitigkeit. Ein Tremulant sowie eine Subkoppel, mit Fußtritt auf der rechten Seite zu schalten, erweitern das Spektrum ebenfalls.

Die Akustik im Kirchenraum erlaubte eine sehr kammermusikalische Into­na­tion. Dadurch verbinden sich fast alle Register miteinander sehr gut. Selbst bei voll besetz­ter Kirche erschlägt der Orgelklang den Gemeindegesang nicht, sondern führt und stützt ihn durch weiche und präsente Fülle. Mit ihrem weichen Klangbild erscheint die Orgel nie als zu laut.

Der Wunsch der Gemeinde war eine eher barocke Klanglichkeit, durch die Wahl einer süddeutschen Firma war auch eine gewisse süddeutsche Färbung beige­geben. Insgesamt ist jedoch eine gute Synthese aus beiden Landschaften im Norden und Süden entstanden: 

  • Der Prinzipal ist klar und füllig, seine deutliche Ansprache gibt auch den Mittellagen Deutlichkeit.
  • Der Bourdon gibt mit seiner weichen Farbe den klanglichen Grund für viel­fältige Registermischungen. In der Tiefe gibt er auch dem reinen Manualspiel ein gutes Fundament, in der Höhe wird er zur flötenden Solostimme.
  • Die Viola ist eher eine mitteldeutsche/süddeutsche Zutat, die so im Norden seltener zu finden ist. Dafür setzt sie gerade bei den leiseren Stimmen mit ihrem Obertonaufbau deutliche Akzente und vervielfältigt die klanglichen Möglichkeiten. In Verbindung mit der Rohrflöte 4' ergibt sich eine interessante Solomischung, in Verbindung mit dem Bourdon ein prinzipalähnlicher, doch deutlich leiserer Klang. Selbst in Verbindung mit dem Prinzipal kann sie diesem über die Obertöne Fülle und Gravität geben, da sie bis zur letzten Taste C ausgebaut ist.
  • Die Rohrflöte 4' mit ihrem charmanten Obertonaufbau fügt sich zu jeder der drei Grundstimmen, ist aber auch allein in Normallage oder in 8'-Lage reizvoll zu spielen.
  • Die Oktave 4' setzt den Prinzipalklang in der Höhe fort und schafft eine gute Einbindung auch der Aliquoten, insbesondere des Nasat.
  • Dieses Register Nasat gibt nicht den Ton der Taste wieder, sondern dessen Quinte. Auf der Taste c klingt daher ein g. Damit können im vollen Spiel wie in verschiedenen Solomischungen viele Klangfarben zusammengestellt werden.
  • Ähnlich ergibt das Register Terz auf der Taste c einen Ton e. Mit beiden Registern Nasat und Terz sowie dem Bourdon oder Prinzipal erklingt auf einer Taste also ein vollständiger Dur-Dreiklang. Die Terz färbt auch die Mixtur ein und erweitert das Obertonspektrum.
  • Die Oboe bereichert als Zungenregister die Farbigkeit des Klangbildes auf besondere Weise und eröffnet weitergehende Möglichkeiten für das konzertante Spiel.
  • Die Register im Pedal geben ein sattes und gesundes Klangfundament, das in der Lautstärke mit den Klängen des Manuals mitwächst. Die leisesten Klänge können so mit dem Subbass begleitet werden; aber auch noch Plenumsregistrierungen werden gestützt, ohne dass eine Koppel unbedingt gezogen werden müsste.

Zu den Baukosten für die Orgel steuerte die Gemeinde durch Spendensamm­lungen und –aktionen die Summe von ungefähr 100.000 € bei. Dieses außerordent­liche Engagement wird nun durch ein außergewöhnlich schönes Instrument belohnt, das in der Gemeinde, bei den Organisten und hoffentlich bei kommenden Organis­ten­­generationen für Begeisterung sorgt, sorgen wird und auch schon in der Fachwelt Beachtung findet.

(Text: Andreas Ostheimer und Horst D. Schröter)

In eigener Sache:

Wir freuen uns, dass wir in dieser besonderen Zeit ein Projekt wie die »Orgelkonzerte« anbieten können. Mit der Produktion sind jedoch nicht unerhebliche Kosten verbunden. Wir haben die Anfrage erhalten, ob es möglich ist, sich hieran finanziell zu beteiligen. Darüber freuen wir uns sehr und nehmen jede finanzielle Unterstützung dankbar an.

Folgende Kontoverbindung steht dafür zur Verfügung:

Neuapostolische Kirche Nord- und Ostdeutschland
DE26 2508 0020 0709 5466 00
Stichwort: Orgelkonzertreihe 2021